Gottscheer Studenten an der Grazer Universität (1586-1885), Gottscheer Kalender 1927, Dr. Hans Schleimer.


Als ich einmal in der alten Matrikel der Grazer Universität blätterte, war ich nicht wenig überrascht, schon am Ende des 16. Jahrhunderts auf Namen mit dem Zusatze "Gottscheviensis" (= aus Gottschee) oder "ex ducatu Gottscheviae" (= aus dem Herzogtum Gottschee) zu stoßen. Vor mehr als 300 Jahren also hat unser kleines und armes Land schon gelehrte Männer hervorgebracht, die im Vereine mit dem tüchtigen und strebsamen Gottscheer Kaufmann den guten Ruf unserer Sprachinsel in aller Welt begründeten.

Diese Entdeckung erfüllte mich mit solcher Freude, daß ich beschloß, sämtliche Matrikelbücher durchzugehen und ein Verzeichnis aller Gottscheer, die an der Grazer Universität seit ihrer im Jahre 1586 erfolgten Gründung bis zum Jahre 1885 ihren Studien oblagen, zusammenzustellen.

Die große Zahl Gottscheer Studenten in Graz - wir begegnen fast durchwegs alten und bodenständigen Namen - ist ein Beweis dafür, daß unsere Heimat schon in längst vergangenen Zeiten eine hohe kulturelle Entwicklung aufwies. Dazu ist das kulturgeschichtliche Bild, das durch diesen kleine Beitrag von dem Gottscheer Lande aufgerollt wird, keineswegs vollständig, da viele Gottscheer sicherlich auch in Wien, Innsbruck und in anderen Hochschulstädten studiert haben. Für diese Annahme spricht auch der Umstand, daß die Grazer Universität ursprünglich nur aus einer theologischen und philosophischen Fakultät bestand, während die juridische und medizinische Fakultät erst im Jahre 1773 bezw. 1863 eröffnet wurde. Jene Studierenden also, die vor der Vervollständigung der Universität in Graz Rechtswissenschaft oder Medizin studieren wollten, mußten andere Universitätsstädte aufsuchen. Vom größten Interesse für die Heimatgeschichte wäre es zu wissen, wie viele und welche Gottscheer an der Wiener Universität, die mehr als 200 Jahre älter ist als die Grazer, studiert haben. Ich hoffe, in nicht allzuferner Zeit im Gottscheer Kalender darüber berichten zu können.



Studenten 1872/73


Es wäre natürlich auch sehr wünschenswert, über das Leben und Wirken der neben angeführten Männer näheres zu erfahren. Zu diesem Zwecke müßten vor allem die heimatlichen Pfarrarchive, die über Geburts- und Sterbedaten Aufschluß geben und vielleicht auch noch anderes biographisches Material enthalten, zu Rate gezogen werden. Jede diesbezügliche Mitteilung wird der Verfasser dieser Zeilen dankbar entgegennehmen.

Zur Liste selbst sei bemerkt, daß die Jahreszahl vor dem Namen den Studienbeginn bezeichnet, und die in Klammern beigefügten Namen die heute üblichen Namensformen wiedergeben. Außerdem wir bei jedem Namen der Geburtsort und das Studienfach angeführt.

1594 Khestner (Köstner) Jakob, Gottschee, Philosophie
1596 Erber Paul, Gottschee, Philosophie
1617 Gerber Lukas, Tschermoschnitz, Philosophie
1623 Stampfel (Stampfl) Peter, Gottschee, Philosophie
1632 Lohser (Loser) Matthias, Gottschee, Philosophie
1636 Fritz Johann, Gottschee, Philosophie
1636 Schwaiger Johann, Gottschee, Philosophie
1636 Wobele Matthias, Gottschee, Philosophie
1637 Erber Adam, Gottschee, Philosophie
1638 Sartorius (latinisierte Form für: Schneider) Gregor, Gottschee, Philosophie
1639 Fux (Fuchs) Michael, Gottschee, Philosophie
1639 Kestner (Köstner) Ambros, Gottschee, Philosophie
1640 Köstner Thomas, Gottschee, Philosophie
1641 Pileator (latinisierte Form für: Hutter) Johann, Gottschee, Philosophie
1653 Fux (Fuchs) Johann, Gottschee, Philosophie
1655 Mihitsch (Michitsch) Jakob, Gottschee, Philosophie
1655 Pogrele Johann, Gottschee, Philosophie
1657 Grabner Paul, Gottschee, Philosophie
1657 Losser (Loser) Johann, Gottschee, Philosophie
1657 Opplanitsch Georg, Gottschee, Philosophie
1665 Erber Johann, Gottschee, Philosophie
1667 Schneller Paul, Gottschee, Philosophie
1670 Michicz (Michitsch) Johann, Gottschee, Philosophie
1670 Stämpfl (Stampfl) Simon, Gottschee, Philosophie
1673 Sturm Matthias, Gottschee, Philosophie
1673 Trampesch (Tramposch) Andreas, Gottschee, Philosophie
1673 Wux (Fuchs oder Wuchse) Jakob, Gottschee, Philosophie
1675 Erber Johann Matthias, Gottschee, Philosophie
1675 Schlettrer Matthias, Gottschee, Philosophie
1676 Eker (Ecker) Bartholomäus, Gottschee, Philosophie
1677 Redl (Röthel) Johann, Gottschee, Philosophie
1679 Eker (Ecker) Andreas, Gottschee, Philosophie
1679 Soller Johann, Gottschee, Philosophie
1685 Erber Johann Adam, Gottschee, Philosophie

1687 Erber Georg, Gottschee, Philosophie, wurde am 20. September 1660 geboren, trat im Alter von 18 Jahren in den Jesuitenorden ein und wirkte nach Vollendung seiner Studien als Professor in Görz, Linz und Passau. Hierauf wurde er Rektor des Jesuitenkollegiums in Budapest, wo er am 25. Mai 1715 an der Pest starb.

1693 Kofler Johann Josef, Gottschee, Philosophie
1695 Kofler Franz, Gottschee, Philosophie
1696 Köstner Georg Sigmund, Gottschee, Philosophie
1741 Khern (Kern) Johann Matthias, Gottschee, Theologie
1748 Polz Josef Edler von, Gottschee, Theologie
1751 Rumor (Ramor) Josef, Gottschee, Philosophie
1758 Miller Johann, Gottschee, Philosophie
1771 Widene (Wittine) Matthias, Gottschee, Philosophie
1774 Creäzmayr (Kretschmayer) Ignatz, Gottschee, Philosophie
1777 Huterer (Hutter) Georg, Gottschee, Philosophie
1777 Waiß (Weiß) Michael, Gottschee, Theologie
1780 Juklitsch (Jaklitsch) Andreas, Gottschee, Philosophie
1792 Recher Georg, Malgern, Jus
1796 Perz Johann, Gottschee, Philosophie
1796 Schivitzhoffen, Karl von, Gottschee, Philosophie
1797 Jonke Georg, Gottschee, Philosophie
1800 Grill Martin, Gottschee, Philosophie
1800 Krische Matthäus, Gottschee, Philosophie
1800 Luscher Jakob, Stockendorf, Philosophie
1802 Copetzki Johann, Gottschee, Philosophie
1803 Jaklitsch Josef, Gottschee, Philosophie

(Gottscheer Kalender 1927, Dr. Hans Schleimer, Oberbibliothekar an der Universitätsbibliothek in Graz)

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